Gesünder süßen mit Stevia?

Gesünder süßen mit Stevia?

300-mal so süss wie Zucker, natürlicher Geschmack, verursacht kein Karies und macht nicht dick – mit diesen und vielen weiteren Versprechen lockt der neue Süssstoff Stevia, der seit Dezember 2011 endlich auch in der Europäischen Union zugelassen ist. Doch wie gut ist die Wunderpflanze wirklich?

Stevia wird aus den Blättern der Pflanze „Stevia rebaudiana“ gewonnen, die besser unter den Namen Honigkraut oder Südkraut bekannt ist. Sie stammt aus Südamerika, wo sie seit Ende der 70er-Jahre in Plantagen angebaut wird. Honigkraut selbst süsst 30 Mal stärker als gewöhnlicher Zucker. Wird die Pflanze jedoch industriell konzentriert, kann sie sogar die 300-fache Süsskraft erzielen.

Stevia rebaudiana flowers

Verfechter von Stevia kämpften bereits Jahre vor der offiziellen Zulassung für den Vertrieb des Süssungsmittels in Europa. Es dauerte jedoch über 20 Monate, bis Ernährungswissenschaftler Stevia ausreichend auf potenzielle Nebenwirkungen und den Grad der Süsse untersucht hatten. Erst dann gaben sie dem südamerikanischen Kraut, genauer den daraus gewonnenen Stevioglycosiden, grünes Licht. Innerhalb kürzester Zeit etablierte sich Stevia in der europäischen Lebensmittelindustrie und wurde von einem Grossteil der Konsumenten sehr positiv aufgenommen.

Da Stevia mit Hilfe eines chemischen Verfahrens aus dem Honigkraut gewonnen wird, darf es allerdings nicht als „natürliches Süssungsmittel“ bezeichnet werden. Verbraucherschützer kritisieren daher immer wieder die Hersteller, die Stevia durch das Abbilden der grünen Blätter als besonders natürlich bewerben.

Das Süssungsmittel ist bereits in vielen Lebensmitteln enthalten

Aktuell kommt der Süssstoff bereits in kalorienarmen Softdrinks, Joghurts und Süssigkeiten sowie Chips, Müsli, Fischkonserven, Marmelade, Suppe und Brühe zum Einsatz. Stevia als Zuckerersatz wird auf Lebensmittelverpackungen mit der E-Nummer E 960 ausgewiesen. Das lange im Internet kursierende Gerücht, Stevia mache impotent, konnte von Wissenschaftlern vollständig widerlegt werden.

Das Süssungsmittel ist in jedem gut sortierten Supermarkt sowie in Drogerien und Reformhäusern erhältlich. Es lässt sich problemlos zum Kochen und Backen verwenden. Allerdings sollten die empfohlenen Mengenangaben auf der Packung unbedingt beachtet werden, da sie sich von herkömmlichem Zucker enorm unterscheiden.

Die Vor- und Nachteile von Stevia als Zuckerersatz

Tatsächlich bietet Stevia eine Reihe von Vorteilen gegenüber Zucker. Anders als dieser enthält das Süssungsmittel beispielsweise kaum Kalorien und eignet sich somit auch bestens für Diabetiker. Da übermässiger Zuckerkonsum Krankheiten wie Karies, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Übergewicht verursachen kann, stellt Stevia eine gesunde Alternative für ernährungsbewusste Konsumenten dar.

Gegenüber den mit Zucker gesüssten Originalprodukten fällt das Stevia-Produkt allerdings bei vielen Konsumenten durch. Häufig schmeckt die kalorienreduzierte Variante weniger süss und hinterlässt zudem einen leicht bitteren Nachgeschmack im Mund. Einige Verbraucher berichten auch von einem stumpfen, belegten Gefühl auf der Zunge, das unmittelbar nach dem Konsum von Stevia auftritt.

joern